REISE
VERSUCH
46 Fotos
Peru
Cusco

Kolonialbauten und Meerschweinchen

Lesedauer: ca. 5 Minuten

Cusco ist eine erstaunlich schöne Kolonialstadt, gebaut auf den Steinen der Inkas. Und für uns ist sie die Stadt der Meerschweinchen-Imbissbuden.

Stadtspaziergang mit Jägern

Wir spazieren stundenlang durch die Gassen und über die Plätze und kommen aus dem Staunen nicht heraus, was für beeindruckende Gebäude hier an jeder Ecke zu entdecken sind. Wer auf herausgeputzte Kolonialstädte steht, der sollte unbedingt nach Cusco reisen.

Man darf sich nur nicht davon stören lassen, dass andauernd Touristenjäger auf einen zuströmen, die einen in ein völlig überteuertes Restaurant schleppen wollen oder Touren, Bilder, Massagen oder Drogen verkaufen möchten. Bei unserem letzten Stadtspaziergang zählen wir mit: 84 mal werden wir angesprochen.

Also, einfach nicht nerven lassen und in der Dauerschleife „No, Gracias“ murmeln. Mitunter ist es dann aber doch zu grotesk: Drei Jäger kommen gleichzeitig auf Nadine zugeschossen, halten ihr die Speisekarte des jeweiligen Restaurants unter die Nase und quaken irgendetwas auf Englisch auf sie ein. Keiner der drei findet diese Situation irgendwie merkwürdig.

Touristen-Alpakas

Ein wenig traurig ist es schon, was der Tourismus aus dieser Stadt gemacht hat. In der Innenstadt gibt es kein normales Stadtleben mehr, alles ist auf Tourismus ausgerichtet.

Eine gekünstelt traditionell gekleidete Frau mit einem Alpaka an der Leine ruft mir zu, ich solle ein Foto von ihr machen, selbstverständlich gegen Zahlung eines Obolus. Als ich sie frage, warum sie meint, dass ich ein Foto von ihr und ihrem Alpaka brauche, ist sie völlig verwirrt. Schließlich will jeder Tourist so ein Foto. Das denkt sie vermutlich, sagt aber nichts.

Wir müssen ein gutes Stück aus der Innenstadt heraus gehen, um ein preiswertes, einfaches Mittagstisch-Restaurant zu finden. Denn im Zentrum gibt es nur möchtegern-schicke Restaurants mit englischer Speisekarte und Preisen, die ein Vielfaches über den normalen Preisen liegen. Die meisten Touristen scheint das nicht zu stören, im Gegenteil, aber uns gefällt das hier alles nicht.

Inka-Kloster

Unabhängig davon ist die Stadt aber wirklich beeindruckend. Vorallem, wenn man genauer hinschaut. Viele Gebäude sind auf oder um die Mauern aus der Inka-Zeit gebaut worden. Ein McDonald's-Schild vor Inka-Steinen, das gibt es vermutlich nur hier.

Ein Kloster wurde direkt auf einen Inka-Tempel aufgesetzt. Besser konnten die spanischen Eroberer damals wohl kaum demonstrieren, dass sich die Zeiten nun geändert haben.

Meerschweinchen-Imbiss

Wir spazieren ziellos durch die Stadt und gehen ein Stück die steilen Straßen hinauf. Oben stoßen wir auf eine Kirche, auf deren Vorplatz gerade ein riesiges Fest veranstaltet wird. Heute ist der 6. Januar und anlässlich dieses Feiertags findet eine Prozession statt. Merkwürdig aussehende Jesuspuppen werden durch die Gegend getragen.

Eine Frau stürmt auf mich zu und will mich mit irgendwelchen Stickern und ähnlichem versehen, da fällt Nadine die rettende Idee ein, wie sie das verhindern kann: Wir wären keine Christen, sagt sie. Völlig verblüfft lässt die Frau von mir ab.

Der ganze Kirchplatz ist voll von Imbissbuden. Die alle das gleiche verkaufen: Chiri Uchu. Das erste, was uns ins Auge sticht, sind die gegrillten Meerschweinchen, die über einem riesigen Berg an weiteren Zutaten drapiert sind.

Natürlich wollen wir an diesem Festmahl teilhaben und bestellen eine Portion. Da nirgends mehr ein Platz frei ist, organisiert man für uns zwei Barhocker und lässt uns direkt an dem Tisch sitzen, an dem die Gerichte zubereitet werden. Offensichtlich gesellen sich hier nicht allzu häufig ausländische Touristen hinzu.
Uns wird erklärt, aus was dieses traditionelle Gericht besteht: Fischeier, Algen, Meerschweinchen, Hühnchen, noch irgendein weiteres Fleisch, Tortilla (also die spanische Variante, nicht die mexikanische), gerösteter Mais, Blutwurst, Leberwurst und Käse. Und scharfe Chili, die ich mit Paprika verwechsle, was ziemlich schmerzhafte Folgen nach sich zieht.

Nun ja, Chiri Uchu wird nicht zu unserem Lieblingsgericht. Und Meerschweinchen vermutlich auch nicht. Aber wir haben es probiert.

Land:Peru
Ort:Cusco
Reisedatum:06.01.2019
Autor:Manuel Sterk
Veröffentlicht:10.01.2019
Leser bisher:446

Deine Meinung zu dieser Reiseerzählung:


Gefällt mir

Nicht so toll
Ingrid Bettels
Na, seid Ihr vorübergehend ,nach vorherigen Strapazen, in der Zivilisation gelandet? Sehr schöne Bilder, schöne Stadt. Arme Meerschweinchen 😕. Würde ich auch nicht essen 😏Weiterhin viel Spaß und schöne Erlebnisse
mio
Mir gefällt Dein sarkastischer Ton, hatte mit einer Reise nach Peru geliebäugelt, Du lässt mich zögern.......
Dein Kommentar:
Dein Name:

Dein Name wird über Deinem Kommentar angezeigt. Du kannst dabei natürlich irgendwas eingeben, auch den größten Blödsinn, aber schön wäre es, wenn die Leser Deines Kommentars erkennen könnten, wer ihn geschrieben hat ;)

Nächste Reiseerzählung:

Peru ohne Machu Picchu?

Die wiederentdeckte Inka-Stadt Machu Picchu gehört zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Welt. Tausende Besucher kommen jeden Tag hierher. Wer noch nicht hier war, träumt davon, einmal hierher zu kommen. Ob es sich wirklich lohnt?
Lesen...(Lesedauer ca. 12 Minuten)